Bei einem Terroranschlag in Bottrop fuhr ein Mann gezielt in eine Gruppe Menschen, die er als ’nicht deutsch‘ wahrzunehmen glaubte. Umgehend versuchen Menschen landauf, landab dieses Ereignis damit zu begründen, dass der Täter auch schon mal in psychiatrischer Behandlung gewesen sei. Weil „Fakt“. Here we go again.
Ein paar Worte zu psychischen Krankheiten, Behinderungen und der nicht sterbenden Legende, dass Menschen mit ‚einem Knall‘ häufiger gewalttätige Straftaten begehen:
Die Sichweise dominiert die öffentliche Meinung und wird immer wieder in der populären Kultur repliziert.— Mela Eckenfels (@Felicea) 3. Januar 2019
Infamous mentions aus der jüngeren Vergangenheit: "Split" oder der leidige PR-Stunt zu Fitzeks neuem Roman.
— Mela Eckenfels (@Felicea) 3. Januar 2019
Tatsächlich werden Menschen mit psychischen Krankheiten oder Behinderungen zu einem noch geringeren Teil durch Gewalttaten straffällig, als 'gesunde' Personen. Sie haben aber ein vielfach erhöhtes Risiko selbst Opfer von Gewalt zu werden.
— Mela Eckenfels (@Felicea) 3. Januar 2019
Das einmal durch Übergriffe in der Familie und Einrichtungen – Stichwort: Gewalt in der Pflege – aber auch durch gezielte Angriffe außerhalb. Und zwar genau _weil_ es dieses Klischee vom gefährlichen Irren durch die Gesellschaft geistert.
— Mela Eckenfels (@Felicea) 3. Januar 2019
Das Ganze wird natürlich alleine schon deswegen am Leben erhalten, weil Menschen, wenn aus ihrer Mitte heraus ein Verbrechen begangen wird, sofort innere Distanz zum Täter schaffen müssen. "Der" ist anders als sie. Muss anders sein als sie. Ein normaler Mensch tut sowas nicht.
— Mela Eckenfels (@Felicea) 3. Januar 2019
Das jeder Mensch das Potenzial zu Bösem in sich trägt, wird dabei negiert. Wer mal unter dem zivilisatorischen Lack hervorbricht, muss irre sein. Dass der Lack tatsächlich generell nur sehr dünn ist, will man nicht wahrhaben.
— Mela Eckenfels (@Felicea) 3. Januar 2019
Dabei ist das Grauen, das Menschen in der Lage sind auszuteilen, wenn sie nur eine für sie passende Ideologie gefunden haben, jederzeit greifbar.
— Mela Eckenfels (@Felicea) 3. Januar 2019
Dass der Täter von Bottrop mal in psychiatrischer Behandlung war, spielt keine Rolle. Dass sich die öffentliche Meinung soweit verschoben hat, dass Geflüchtete dehumanisiert werden und Rassismus offen ausgelebt werden kann: das spielt eine Rolle.
— Mela Eckenfels (@Felicea) 3. Januar 2019
Wenn nun also Leute von 'gefährlichen psychisch Kranken' faseln, werte ich das inzwischen als Propaganda. Es wird der Eindruck aufgebaut, als könnten wir nichts gegen diese Gewalttaten tun – außer vielleicht 'Irre' wegsperren, sobald sie erkannt wurden. Aber wir können.
— Mela Eckenfels (@Felicea) 3. Januar 2019
Wenn Leute, auf die Richtigstellung, dass psychisch Kranke eben nicht häufiger für Gewalttaten verantwortlich sind, mit 'aber man muss ja sagen dürfen, dass auch psychisch Kranke Verbrechen begehen können' reagieren, ist das Teil dieser Propaganda.
— Mela Eckenfels (@Felicea) 3. Januar 2019
Sagt nämlich keiner, aber der Eindruck soll erweckt werden, dass die Gegenseite irrationale und unzutreffende Argumente bringt. Quasi ein weichgespültes PC-Zerrbild der Realität vermittelt.
— Mela Eckenfels (@Felicea) 3. Januar 2019
Dabei soll vor allem das Klischee 'gewalttätiger Irrer' weiter im Spiel gehalten werden.
Wer so argumentiert, will unter dem Deckmäntelchen der Neutralität und Ausgewogenheit, austeilen. Er will schaden.
— Mela Eckenfels (@Felicea) 3. Januar 2019
Es ist das gleiche Muster, das in Gang gesetzt wird, wenn jemand über US-Polizeigewalt an Schwarzen redet und dann gleich jemand mit "Aber Black-on-Black-Crime" reingrätscht.
— Mela Eckenfels (@Felicea) 3. Januar 2019
Es gibt ein gefährliches Klischee. Dem muß wiedersprochen werden. Es muss aufgeklärt werden.
Wer sich mit dem Klischee gemein macht, will schaden.— Mela Eckenfels (@Felicea) 3. Januar 2019
Zum Weiterlesen: https://t.co/YpmSwvG7RB
— Mela Eckenfels (@Felicea) 3. Januar 2019
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