Zäsur und Barrierefreiheit

In der Zeit von 2011-2013 war ich, für meine Verhältnisse, ungewöhnlich aktiv. Ich bin viel herumgereist und war auf kleinen und größeren Veranstaltungen, wie dem Buchcamp, der Buchmesse, dem MXSW oder dem Autismus Symposium von Auticare und habe auch selbst Vorträge oder Workshops gehalten. Dabei habe ich versucht all die Lehren, die ich seit meiner Diagnose gezogen habe und die Strategien, die ich mir in der Therapie angeeignet habe, anzuwenden. Das heißt: versuchen die Balance zu wahren, nie zu viele Veranstaltungen hintereinander, danach mindestens eine Woche einplanen, in der ich nicht leistungsfähig bin, versuchen immer mal inne zu halten und mir die Zeit zu geben, herauszufinden wie es mir wirklich geht, versuchen die Warnanzeichen rechtzeitig zu erkennen, Ruhephasen einzulegen … alles zu tun, um die Überlastung nicht zu groß werden zu lassen.

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Heute …

… verstand eine Kolumnistin nicht, wie es nur sein kann, dass es Autisten angreift, wenn sie ’sozialer Autismus‘ als abwertenden Begriff verwendet. (Um damit völlig unpassend einen Mann zu beschreiben, der in einer glücklichen Paarbeziehung lebt, statt regelmässig einen Saufen zu gehen.) Erstaunlich, dass ich dafür wütende Mails von Menschen bekomme, die glauben, ich würde… Continue reading

Comic: Clive and Leo in „Autism“

Joa, ich wurde genötigt. Also quasi. Der Coursera-Kurs „Comic Books and Graphic Novels“ ist zwar eigentlich literaturwissenschaftlich angelegt, aber die Abschlußaufgabe bestand darin, einen Micro-Comic von mindestens vier Seiten plus Cover zu zeichnen. Ursprünglich wollte ich die Ereignisse um Issy Stapleton so aufarbeiten, aber das scheiterte an meinen Plotting-Fähigkeiten. Der Comic, der es dann im… Continue reading

Über Missgunst

Gestern veröffentlichte Leo G. Fischer im Neuen Deutschland einen Artikel in dem er Autismus, Nerdtum, die Piratenpartei, Gamergate und ein paar andere Sachen durcheinanderwarf. Im Grunde ist der Artikel eine gewaltige Hassrede, nur weiß der Autor wohl selbst nicht so ganz gegen was oder wen er sich nun genau richtet. Nur auf eines besteht er: Das sich der Artikel ja gar nicht gegen ‚echte‘ Autisten richten würde, sondern nur, gegen solche die sich selbst als ‚ein bisschen Asperger‘ oder ‚ein bisschen autistisch‘ bezeichnen.

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ASAN

Eigentlich bin ich nicht der Typ für Vereine und Organisationen. Zwar bin ich Mitglied in beruflichen Netzwerken und Berufsverbänden und sogar seit Jahrzehnten inaktives Mitglied im CCC, aber gerade von Vereinen im Bereich Autismus habe ich mich bisher immer eher ferngehalten. Es eint einen ja doch nicht mehr, als eine geteilte Diagnose. Unter anderem einige… Continue reading

Berichte von der 14. Autismus Deutschland Bundestagung

Autismus Deutschland tagt aktuell in Dresden und es scheint, was das Ausmaß an ‘über Autisten reden statt mit’ sowie herablassendes Verhalten und herabsetzende Ideen angeht, schlimmer zu werden als befürchtet. Aleksander Knauerhase ist vor Ort und berichtet per Twitter. Ausserdem hat er seine Eindrücke des ersten Tages in einem Blogpost zusammengefasst.

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Scheitern

Oft, wenn über Autisten berichtet wird, erhalten Aussenstehende ein sehr merkwürdiges, weil in sich abgeschlossenes, Bild über ein autistisches Leben. Das liegt, meines Erachtens, auch daran, dass Zeitungs- oder Fernsehbeiträge sich hauptsächlich mit dem defizitären Bild von Autismus beschäftigen. Der Zuschauer oder Leser erfährt, dass Autist Marc dies und jenes nicht kann und Autistin Anja das auch nicht kann – immer mit der Konnotation, dass beide das auch nie können werden.

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The „Aspie“-Divide

Unfortunately, though, there is a tendency to divide „us“ from „them“ in our community. Many parents view „Aspies“ as something apart from their children, not something that their children could one day grow into. They assume, because we are articulate and we have learned the rules, that we have „overcome“ challenges. This is a ridiculous and dangerous assumption.
[…]
It’s dangerous because it denies adults access and it leads parents to deny that their children will one day be autonomous decision makers, guiding their adult lives with only the supports they choose and achieving goals that they set for themselves.
[…]
If you’re reading this and you just said, „but my kid won’t have those things, you just don’t understand because you haven’t seen him,“ then you’re part of the problem.
[…]
I’m not saying that your child does not have challenges, though. And I’m also not saying that your child absolutely will achieve anything. Just that the assumption has to be there that, given the right supports and tools, it will be possible. It will definitely not be possible, though, if that child is immersed in an environment that assumes that successful autistics are not them. I’m saying that supporting autistic children requires showing them Autistic adults who are saying „We Are Like Your Child“.
Michael Scott Monje Jr – Don’t „Aspie“ Me

Behavior

“The obsession with behavior as the be-all-end-all of autism “science” and “treatment” is a superficial distraction and a formula for spectacular failure in addressing the underlying realities – both impairments and abilities alike – which Autistics experience and must cope with every minute of every day. The temptation to pathologize and treat behavior for its own sake is dangerously misleading and utterly beside the point. That boilerplate approach to autism HAS GOT TO GO.”
An Argument Against Pathologizing Autism – What Others Had to Say

Fremdgetextet: Empathie statt Eugenik!

Heute ist der Autistic Pride Day anlässilich dessen ich bei Spektrum.de zur Frage „Soll man Autismus heilen?“ einen Artikel beisteuern durfte.

Viele hilfreiche Links mit aktuellen Informationen zum Thema steuerte Michelle Dawson aka ‚Autismcrisis‘ bei, der Dank für Hintergrundinformationen zum Thema Stimming geht an fotobus und ein extra ‚hat tip‘ an Lars Fischer aka ‚Fischblog‘.

 

 

Das sollte Autisten aber nicht beleidigen. Ehrlich!

Obwohl sie „Autismus“ nie positiv konnotiert verwenden, sondern als Synonym für Ignoranz, Kaltherzigkeit oder Rücksichtslosigkeit und sie nicht einmal davor zurückschrecken, Autisten mit unbelebten Objekten gleichzusetzen. Die, wenn sie darauf hingewiesen werden, nicht einmal die Arschbacken zusammenkneifen können, und sagen können „Ja, das war Mist. Es tut mir leid“. Sondern die sich dann als die… Continue reading

Scare Tactics

Hört man der Volksmeinung zu, so gibt es derzeitig zwei Definitionsarten von Autismus. Die einen sagen, die Autismusdefinition in den Diagnosehandbüchern erklärt nur eine Spielart normalen menschlichen Verhaltens zu einer Krankheit. Solange Autisten nicht sabbernd in der Ecke stehen und noch auf allen Vieren kriechen können, sollte man dem einfach kein Label ankleben. Die anderen malen ein Bild von Autisten dass diese eben genau als schreiende und sabbernde Idioten zeigt, deren Existenz keinen Sinn und Zweck im Leben hat und denen man helfen muß. Und beim Helfen darf nicht gekleckert werden, nein, da wird aus allen Rohren geschossen.
Beide Darstellungsweisen sind weder hilfreich noch zutreffend, sind aber geeignet jede Menge Schaden anzurichten.

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Gelesen und zum Lesen empfohlen: Samstags-Special – Autismusursachen der Woche – 8 Links

10 Weirdest Things Linked To Autism: Emily Willingham hat die 10 wildesten, angeblichen Autismusursachen zusammengetragen. – by Emily Willingham – Tags: autismus, autismusursache der woche – http://www.forbes.com/sites/emilywillingham/2013/09/04/10-weirdest-things-linked-to-autism/ New Evidence Links Air Pollution to Autism and Schizophrenia: Die aktuell neuste Autismusursache der Woche. Luftverschmutzung geht ja immer. Sauberere Luft fände ich Klasse. Dass dadurch Autismus (und… Continue reading

Fremdgebloggt: „Autismus und Massenmord: Der konstruierte Zusammenhang“

 

Eigentlich müsste ich seit 3 Wochen für meine Prüfung büffeln was das Zeug hält. Leider liess mich zuerst die Veröffentlichung einer unfassbar schlechten und unethischen Studie nicht los und dann folgte der Isla Vista-Amoklauf direkt auf dem Fuss. Inklusive der deutschen Presse, die die voreilige Info, der Täter sei Asperger-Autist gewesen, genüßlich ausschlachtete.

Damit meine Gedanken, statt um den Hundertjährigen Krieg oder die Ursachen des afrikanischen Sklavenhandels, nicht ständig um das Thema Autismus in den Medien kreisen, habe ich mich hingesetzt und die in der Studie aufgestellten Behauptungen seziert. Das – ziemlich lange – Ergebnis ist heute bei Carta erschienen.

Mein Dank geht an Elke Wittich und Emily Willingham für Unterstützung bei der Recherche, Daniela, Sabine und fotobus fürs Gegenlesen, Vera fürs Durchschubben, aber vor allem an Elke für die Texthebammen-Tätigkeit ohne die es der Artikel nie aus meinem Kopf herausgeschafft hätte.

 

Der schwarze Autismus-Mann

Autismus entsteht durchs Impfen, durch Umweltgifte, durch Schwermetalle, durch Parasiten, durch Weizen, durch Milch, durch Zucker, durch Übergewicht, durch Nährstoffmangel, durch Fertigessen, durch Alter oder ist Gottes Strafe für Abtreibung.

Autismus dient als der moderne ’schwarze Mann‘, der die Kinder all jener holt, die das ‚Falsche‘ tun.