„Nur die Mutter“


Eine Schule entscheidet eigenmächtig und über den Kopf der Mutter hinweg, dass der junge Autist sich jetzt mal entwickeln muss, weil an der Zeit und will deswegen den Schulbegleiter austauschen.

Weil, wenn es zu gut läuft, Kindern mit Behinderungen dann immer Nachteilsausgleiche und Hilfen entzogen werden müssen, weil es darf ja nicht sein, das es gut läuft. Dann wäre es ja zu einfach.

Es folgt eine sehr plastische Beschreibung, was dann mit einem autistischen Kind passiert, wenn Menschen in Machtpositionen glauben, besser zu wissen, was das Kind braucht. Besser als das Kind, besser als die Mutter. Weil man Menschen mit Behinderungen immer noch nicht vertraut, wenn sie deutlich sagen oder zeigen was sie brauchen, sondern wir immer noch in einer Gesellschaft leben, die hier von einer grundlegenden Inkompetenz ausgeht. Was die eigenen Bedürfnisse angeht, und was Wissens- oder Alltagskompetenzen angeht sowieso.

Ein langer Bericht, den es sich aber zu lesen lohnt. Besonders wenn man eine Fachperson ist, die darüber nachdenkt, einem Autisten die Bezugsperson zu entziehen, weil so ein Wechsel ja gesund wäre.

In diesem Fall, besonders in diesem Fall, gilt aber: never change a running system.

Wenn ein Autist lernen soll und selbstständiger werden soll, dann geht das nur über eine vertraute, sichere Umgebung und darin eben vertraute, sichere Ansprechpartner.

Gerade der von vielen Lehrern, Sozialträgern, Jugendämtern, etc. als pädagogisch wertvoll empfundene Wechsel der Bezugsperson, sorgt dafür, dass Lernen in jeder Form, vielleicht auf Monate hinaus gestört und behindert wird.

Wer will, ernsthaft will, das sich Autisten entwickeln und zwar gut entwickeln, der schafft ein sicheres Umfeld und versucht es beständig zu halten. Zwangsweise Wechsel des Schulbegleiters – wegen Krankheit, Schwangerschaft oder weil viele diesen schlecht bezahlten Beruf eben nicht ewig machen wollen – gibt es häufig genug. Kein Grund die Situation künstlich herbeizuführen und dadurch im Endeffekt nur, das Kind für seine Bedürfnisse nach Sicherheit zu bestrafen.

Doch genug geredet, hier geht es zum Artikel (Facebook-Link).

Sie sind ja nur die Mutter!“

Ein gerne genutztes „Totschlagargument“ von „Fachleuten“, wenn eine Mutter mit Maßnahmen für ihr Kind oder mit dem Umgang mit selbigem nicht einverstanden ist. So wird mit wenigen Worten versucht, einer Mutter gleich mal den „Wind aus den Segeln“ zu nehmen und ihre Kompetenz in Frage zu stellen… ja, es gibt tatsächlich kompetente Mütter, die recht gut zwischen emotionalem „Geschwafel“ und belegbaren Fakten unterscheiden können. Leider wird einer Mutter dies von „Fachleuten“ nur selten zugestanden. Die Information, dass die Mutter selbst Autistin ist und schon ne ganze Weile damit lebt, wird „unter den Tisch gekehrt“ oder aber (im schlimmsten Fall) gegen die Mutter verwendet. Also immer Vorsicht, wem man welche Informationen über sich preisgibt.

Da gibt es zum Beispiel Ärzte in speziellen Fachambulanzen, denen man allen Ernstes den Unterschied zwischen einem Wutanfall und einem Meltdown erklären muss… es gibt nach wie vor Therapeuten, die es total in Ordnung finden, ein Kind im Meltdown zur Beruhigung unter die kalte Dusche zu stellen oder es zu fixieren oder Festhaltetherapie als adäquates Mittel sehen… und Ärzte, die ein autistisches Kind mit Gewalt und Fixation untersuchen, denn wenn es sich „so anstellt“, muss es da halt durch. Danke für das nächste Trauma. Eine Mutter, die sich dagegen auflehnt, ist dann lediglich unbequem und unkooperativ… und vor allem eben „nur die Mutter“.

Das Leben, Autismus, und die Villa Kunterbunt

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