Ist der, in Melbourne von aufgebrachten Frauen bedrohte, Autist nur ein Opfer und die Frauen überreagierende „SJW“? Ein paar Worte von einer Frau und Autistin.
Autisten sind ideale Sündenböcke. Sie reagieren komisch, oft unerklärlich. Ihre Mimik und Gestik ‚passt‘ nicht zu dem, was Nicht-Autisten gewohnt sind und von ihrem Mitmenschen erwarten. Man hält sie deswegen oft für Lügner, selbst wenn sie die Wahrheit sagen oder vermutet bei Amokläufern Autismus. Nicht nur deswegen lohnt es sich genauer hinzusehen, wer wann warum herausposaunt, dass ein Mensch harmlos sei, weil er Autist sei.
Der Ursprung:

Man on Melbourne tram was labelled a ‚lowlife creep‘ but ‚is autistic and loves giving strangers high-fives
A man who was publicly shamed online for being a ‚creep‘ that ‚intimidated multiple young women‘ by waving his hand in their faces on a Melbourne tram is reportedly autistic and likes to high-five strangers.
Es folgen meine Tweets. Ich bitte die zahlreichen Tippfehler zu entschuldigen.
Mal ein paar Sätze zu dem #Autistengate in Melbourne. Von einer Frau Autistin. (1)
— Mela Eckenfels (@Felicea) October 11, 2016
Was da anscheinend aus dem Ruder lief, mit Drohungen und Verfolgungen des Autisten: Geht gar nicht. Da ist eine Grenze überschritten. (2)
— Mela Eckenfels (@Felicea) October 11, 2016
Aber auch die Erklärung: 'Der ist harmlos und ihr zieh hier voll was ab, dabei ist der doch harmlos' zieht nicht. (3)
— Mela Eckenfels (@Felicea) October 11, 2016
Als Frau weiß ich nur zu gut, dass es Idioten und Arschlöcher da draussen gibt und darunter sind gefährliche Idioten und Arschlöcher. (4)
— Mela Eckenfels (@Felicea) October 11, 2016
Für Frauen ist es eine Überlebensfähigkeit, Männern auszuweichen, die auffälliges und distanzloses Verhalten an den Tag legen. Nicht mehr. Nicht weniger.
Ich kann nicht den Frauen den schwarzen Peter zuschieben, für die Angst die sie empfinden, denn diese Angst, hat eine reale Basis. (5)
— Mela Eckenfels (@Felicea) October 11, 2016
Und auch die Behauptung, das müsse man eben aushalten, weil der könne ja nicht anders, zieht nicht. (6)
— Mela Eckenfels (@Felicea) October 11, 2016
Autisten, auch Autisten mit Lernschwierigkeiten, sind lernfähig. Sie können lernen, sich auf ihre Umwelt einzustellen. (7)
— Mela Eckenfels (@Felicea) October 11, 2016
Es müsste ihm also vermutlich mal jemand erklären, was dieses Verhalten bei Frauen auslöst, und wieso. (8)
— Mela Eckenfels (@Felicea) October 11, 2016
Sein Bedürfnis nach Kontakt wird weiterhin bestehen. Vernünftig wäre, Mittel &Wege zu finden, wie er es auslebt ohne andere zu ängstigen (9)
— Mela Eckenfels (@Felicea) October 11, 2016
Es einfach laufen zu lassen, wie es ist und den Frauen ’stellt euch nicht so an‘ entgegenzuschmettern, geht nicht. Es muss hier eine Lösung gefunden werden, die beiden Seiten hilft.
Menschen, die ihn verfolgten und bedrohten sind zu weit gegangen. Menschen, die sich von ihm bedroht fühlten haben nicht 'überreagiert' (10)
— Mela Eckenfels (@Felicea) October 11, 2016
Ihm zu schaden ist ebenso inakzeptabel wie die Forderung 'deal with it'. (11)
— Mela Eckenfels (@Felicea) October 11, 2016
Und, genauso wenig, wie einen Autismus automatisch zum Täter macht, macht einen Autismus automatisch harmlos. Beides ist falsch. (12)
— Mela Eckenfels (@Felicea) October 11, 2016
Was wurde nicht schon alles für Autisten gefordert: Wegsperren, chippen, euthanasieren. Aber kaum kann man einen Autisten nutzen, um Feministen an die Karre zu fahren, sind sie harmlos. Das ist mehr als bigott.
Das Eklige an der Sache ist: Autisten werden meist vorverurteilt & als Sündenbock benutzt. (13)
— Mela Eckenfels (@Felicea) October 11, 2016
Hier wird der Autist auch benutzt. Als Bauer um die Ängste der Frauen zu bagatellisieren und sie als überreagierende SJW zu verleumden. (14)
— Mela Eckenfels (@Felicea) October 11, 2016
Zur Eskalation hat sicherlich beigetragen, dass die Frauen versuchten non-verbal ihre Ablehnung auszudrücken. Aber: sie konnten nicht wissen, dass sie es mit einem Autisten zu tun haben und das ist von aussen auch nicht zu erkennen. Frauen sind so sozialisiert, weil eine verbale Reaktion auf einen übergriffigen Mann oft diesen darin bestärkt weiterzumachen. Been there, done that.
Es wurden schon andere Autisten vom Mob bis in den Rollstuhl oder Tod gehetzt. Solche Bedrohungsszenarien sind sehr real für uns (15)
— Mela Eckenfels (@Felicea) October 11, 2016
Und wie oft auch bei Mobbing: es wird immer erst gefragt, was denn die Person getan hat um die anderen 'zu reizen'. (16)
— Mela Eckenfels (@Felicea) October 11, 2016
Was vorgefallen ist, ist schlimm. Inakzeptabel. Wir hoffentlich strafrechtlich verfolgt. (17)
— Mela Eckenfels (@Felicea) October 11, 2016
Das darf aber den Blick nicht dafür verstellen, dass dieser spezielle Fall für antifeministische Propaganda missbraucht wird. (18)
— Mela Eckenfels (@Felicea) October 11, 2016
Was andere dazu schreiben:
Mich hat gestört, dass die Behinderung desjenigen dann plötzlich zur Universalentschuldigung mutierte.
— Scotlandball ?? (@Semilocon) October 11, 2016
Ich möchte nicht behandelt werden, als sei ich halt zu blöde, um was besser zu machen. Bin ich nämlich nicht.
— Scotlandball ?? (@Semilocon) October 11, 2016
Anstelle von "der ist ein Mann, die sind so" dann "der ist behindert, der kann nicht anders". Same same.
— Scotlandball ?? (@Semilocon) October 11, 2016