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Drüben, bei Christiane, steppt mal wieder der Sozialneid. Unter den Kommentatoren zur Petition von Raul Krauthausen und Constantin Grosch weisen diverse Kommentatoren darauf hin, dass Behinderte, die auf Assistenz angewiesen sind,  maximal 2600 Euro ansparen dürfen sei so schon ganz okay, weil

a) das  ginge Armen ja auch nicht anders,

b) ginge HartzIV-Aufstockern ja auch nicht anders,

c) das ginge HartzIV-Beziehern ja auch nicht anders,

d) auch Behinderte sollten dem Staat ja nicht auf der Tasche liegen, sondern ihren Teil beitragen und erst dann was von ihrem Gehalt haben, wenn das mehr als die Kosten der benötigten Assistenz läge.

Wobei Kommentatoren der Kategorie a) bis c) mal wieder eines ganz erfolgreich verdrängen; Armut, HartzIV-Bezug und HartzIV-Aufstockertum ist zumindest rein theoretisch kein Lebensschicksal. Die HartzIV-Gesetze, das kann man nun gut und sinnvoll finden oder nicht, sind derart gestaltet um den Beziehern maximale ‚Anreize‘ zu bieten sich aus ihrer abhängigen Situation zu befreien. Welche Anreize sollen das bei einem Menschen mit Behinderung denn nun bitte sein, sich aus seiner Situation zu befreien? Jede mögliche Antwort auf diese Frage könnte kaum zynischer ausfallen.

Und zu d), es ist das Kennzeichen einer modernen Solidargesellschaft, das Krankheit und Behinderung nicht den Behinderten, seine Angehörigen und seine Lebenspartner in die Armut verdammt — und das mitunter von der Wiege bis zur Bahre. Oder sollte es sein. Derartiges Vorgehen widerspricht von der BRD unterzeichneten Vereinbarungen. Menschen mit Behinderungen, die arbeiten gehen, tragen ihre Steuern bei, wie andere auch. Sie sind Arbeitgeber – nicht nur für ihre Assistenzen – deren Angestellte wiederum Steuern zahlen. Die Alternative wäre, dass sie eben nicht arbeiten, dann zwar immer noch kein eigenes Geld haben, dem Staat völlig auf der Tasche liegen aber dafür dann auch alles übernommen wird. Was ist besser? Menschen mit Behinderungen, die ihren Teil beitragen und dafür wenigstens im Gegenzug etwas Würde erhalten oder staatlich gefördert inaktive Menschen mit Behinderungen?

Also.

 

 

 


6 Comments Anreizend

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  2. atarifrosch

    Zu a), b) und c): Daß es anderen Gruppen auch schlecht ergeht, ist weder ein Trost noch eine Rechtfertigung dafür, daß es einer bestimmten Gruppe ebenfalls schlecht gehen soll oder darf. Es heißt nur, daß da noch mehr im Argen liegt.

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  3. butterblumenland

    Wobei ja generell Hartz4-Empfänger einen höheren Vermögens-Freibetrag haben. Von daher hinkt der Vergleich sowieso. Dass vergleichen in dem Fall ohnehin unsinnig ist, da bin ich ganz deiner Meinung.

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