Derzeit gibt es in allen Medien viel über Inklusion zu lesen und abseits von Inklusionsfakten, dem ZEIT-Blog Stufenlos, vereinzelten Artikeln oder weiteren Blogs von Menschen mit Behinderungen, liest man meist warum Inklusion einfach nicht geht.
Dabei findet Inklusion manchmal einfach so statt, ohne, dass es groß auffällt und auch ohne, dass es als Inklusion verkauft würde.
Es ist wohl kein Geheimnis mehr, dass Telefonieren nicht unbedingt zu den autistischen Kernkompetenzen oder Vorlieben gehört. Genau wie „Warten in überfüllten Wartesälen“ oder „Tage nicht planen können“.
Hier stelle ich mal vier Entwicklungen vor, die für mich Inklusion bedeuten, weil sie mein Leben entkomplizieren, die aber gar nicht mit dem Gedanken an Autisten oder andere Menschen mit Behinderungen geplant waren.
1. Die Gemüsekiste
Zweiwöchentlich wird uns eine Kiste voller Biogemüse und Obst vor die Tür gestellt. Für mich bedeutet das Inklusion, weil es den Wocheneinkauf verkürzt und mir zudem eine hilfreiche Struktur bietet. Ich muß nicht überfordert vor dem Angebot im Supermart oder auf dem Wochenmarkt grübeln, was ich denn gerne essen würde, sondern ich überlege nur noch, was ich aus den vorhandenen Rohstoffen mache.
Die Biokiste verwalte ich über ein Webinterface und kann so Teile des Inhalts abwählen, die mir gerade nicht in den Kram passen oder Sachen hinzubuchen. Eine Reihe Grundnahrungsmittel wie Eier, Milch, Nudeln oder Kartoffeln kann ich gleich mitliefern lassen.
2. Das Bürgerbüro
Da muß ich zwar nicht so oft hin, aber jeder Behördenbesuch ist für mich mit einer ziemlich hohen Belastung verbunden. Unser Bürgerbüro in Karlsruhe hat die Belastung einfach mal halbiert. Sie bieten nämlich die Möglichkeit online einen Wunschtermin zu vereinbaren und meiner bisherigen Erfahrung nach, klappt das reibungslos.
Statt im überfüllten Warteraum eine Nummer zu ziehen und sich zwischen stark riechende Menschen und schreiende Kleinkinder zu quetschen, taucht man zum vereinbarten Termin auf, kommt meist ohne Wartezeit dran und ist in weniger als einer Viertelstunde auch wieder draussen.
Danach hat man sogar als Autist noch was vom Tag, anstatt sich einfach nur noch ins Bett legen zu können.
3. Wartungstermine
Mittlere und größere Unternehmen gehen mehr und mehr dazu über, Webformulare anzubieten mit denen sich Wartungs- oder Reparaturtermine vereinbaren lassen. So brauchte ich wegen des defekten AEG-Herdes nicht mit dem Kundendienst zu telefonieren, sondern ich suchte mir einfach einen Tag und einen Zeitfenster von drei Stunden aus. Ich war mir nicht ganz sicher, ob das ohne jeden direkten menschlichen Kontakt funktionieren würde, aber tatsächlich erschien der Techniker im letzten Drittel des gewünschten Zeitfensters und eine halbe Stunde später war der Herd auch bereits repariert.
Einen ähnlichen Service bietet das Karlsruher Volvo-Autohaus an. Auch hier bucht man bequem im Vorraus den Termin und kann das ganze entsprechend passend planen.
4. Carsharing
Mein Göttergatte braucht zwar ein Auto um zur Arbeit zu kommen, aber für mich im Heimbüro reicht normalerweise das Fahrrad und die Deutsche Bahn um zur Bibliothek oder zu Terminen zu kommen. Und natürlich auch für die meisten kleineren Erledigungen. Doch manchmal ist ein Termin besser mit dem Auto zu erreichen oder ein Einkauf kann nicht erst am Wochenende mit dem Auto des Mannes erledigt werden.
Das Carsharing entlastet mein Leben nicht nur von den Kosten für ein zweites (und unnötiges) Auto, sondern entstresst den Alltag auch dadurch, dass ich mich einfach nicht um die Wartung, Versicherung, den TÜV und die Abgasuntersuchung kümmern muß.
Auch hier buche ich mein Gefährt unproblematisch über ein Webinterface – und inzwischen auch über eine Smartphone-App. In den zehn Jahren, die ich nun Mitglied bei Stadtmobil Karlsruhe bin, habe ich nur ein knappes Dutzend Mal telefonisch Kontakt aufnehmen müssen, beispielsweise um Mängel zu melden. Im Stadtmobil Büro war ich genau einmal: Um den Vertrag zu schließen.
All diese Möglichkeiten wurden entweder als Kundenservice geschaffen, um interne Abläufe zu verbessern oder beides. Und doch sind es Bausteine, die sich positiv auf meine Lebensqualität auswirken. Somit ist es Inklusion. Absichtliche Inklusion hat mitunter den umgekehrten Effekt. Was eigentlich mit dem Gedanken an Menschen mit Behinderungen geschaffen wurde, macht auch den Alltag von Nicht-Behinderten einfacher. Rampen machen Gebäude auch mit Kinderwagen zugänglich. Verbreitere Bahnsteige im Regionalverkehr sorgen für mehr Sicherheit. Akkustische Ampelsignale verhindern vielleicht gerade noch, dass ein Kind unaufmerksam über die Kreuzung läuft.
Kurz: Inklusion nutzt allen.
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