Beobachtungen aus der Diskussion mit MMS-Anhängern


Im Laufe meines Lebens und meiner Bloggerlaufbahn habe ich mich ja schon mit vielen Menschen oder Organisationen angelegt, darunter mit meiner eigenen Partei. Ich nehme nicht gerne ein Blatt vor den Mund und meine Art nicht jede Formulierung in Zuckerguß zu tauchen, wird von vielen Menschen schnell als persönlicher Angriff empfunden. Dennoch unterscheiden sich meine  Erfahrungen der letzten Wochen von allen Streitgespräche, Shitstorms, Diskussionen oder Diskursen an denen ich bisher teilgenommen habe oder in deren Zentrum ich stand. Deswegen möchte ich meine Beobachtungen hier festhalten.

Astroturfing

Immer wenn Informationen gegen MMS in einem publikumsträchtigen Medium (zum Beispiel auf Facebook) auftauchen, wird sofort ein ganzes Rudel MMS-Anhänger aktiv, die teilweise identische Beiträge unter unterschiedlichen Namen in diverse Diskussionen posten oder deren Diskussionbeitrage aus Textbausteinen bestehen zu scheinen. Astroturfing wie aus dem Lehrbuch.

Depublikation

MMS-Befürworter löschen ihre Beiträge häufig innerhalb eines Tages wieder. Vermutlich um nicht auf die dort getätigten Aussagen festgenagelt werden zu können, wenn sie kurz später genau das Gegenteil behaupten. Wer sich in die Diskussion mit MMS-Leuten begibt, sollte frühzeitig und oft Screenshots anfertigen.

Chemieunterricht geschwänzt

Die meisten Anhänger sind mit Mittelstufenchemie überfordert und sie können sich auch nicht einigen, ob das Chlor in Natriumchlorit nun ungefährlich gebunden ist (Lieblingsbeispiel Kochsalz) oder doch Chlordioxid freisetzt. Jene Anhänger die die Freisetzung von Chlordioxid bestätigen, bezeichnen es in der richtigen Dosis als ‚völlig ungefährlich‘ und ‚hilfreich‘.

Das Lemming-Argument

Immer wieder wird behauptet, man könne nicht wissen, wie MMS wirkt ohne es selbst ausprobiert zu haben. (Ich behaupte, man kann durchaus wissen, dass ein Sprung aus dem 23. Stock dem Weiterleben abträglich ist, ohne es selbst ausprobiert zu haben.)

Bagatellisierung

Nebenwirkungen von MMS werden als ‚gut‘ und ‚erwünscht‘ dargestellt, weil ‚reinigend‘.

Panikmache

Es wird regelmässig darauf hingewiesen, dass Medikamente wie Aspirin oder Ritalin ja selbst ganz gefährlich seien und furchtbare Nebenwirkungen haben. Welcher Art diese Nebenwirkungen sein sollen oder worin die Gefährlichkeit besteht, wird stets verschwiegen. Die Behauptung der Gefährlichkeit wird dadurch als feststehende Tatsache hingestellt, die nicht weiter begründet oder belegt werden muß.

Brunnenvergiften

Informationen von Kritikern werden stets als Lügen bezeichnet, selbst dann wenn sie hauptsächlich wiedergeben und kommentieren, was auf den MMS-Seiten selbst zu finden ist. Welche Aussagen genau unwahr sein sollen, wird nicht thematisiert. Die Behauptung der Lüge wird dadurch als feststehende Tatsache hingestellt, die nicht weiter begründet oder belegt werden muß.

Jedem der sich gegen MMS äussert, wird vorgeworfen von der Pharmaindustrie bezahlt zu werden. (Ein Schelm wer hier vermutet, dass man anderen Menschen immer nur das vorwirft, was man selbst tun würde.)

Kreative Umdeutung

Weist man in der Diskussion darauf hin, dass es gegen Autismus keine Medikamente gibt, Autisten deswegen meist auch keine Medikamente nehmen (ausser sie sind zusätzlich erkrankt) wird vorgebenen, dass ja gar nicht der ‚gute‘ Autismus gemeint ist, bei dem man nur ein bisschen anders gestrickt ist, sondern es wäre der ‚regressive Autismus‘, der nach Impfungen oder durch Schwermetalle entsteht und bei dem vorher ‚gesunde‘ Kinder auf einmal bereits beherrschte Fähigkeiten verlernen. Oder die dann ‚autistische Symptome‘ entwickeln. Unnötig zu erwähnen, dass es weder einen ‚regressiven Autismus‘ gibt, noch dass man Einzelsymptome ‚Autismus‘ nennt.

Uneinsichtige Kranke

Wenn die Anhänger feststellen, dass Autisten keine guten Kunden der Pharmaindustrie sind und sich gegen die Bezeichnung von Autismus als Krankheit wehren, kommt regelmässig die Reaktion „Es zwingt euch doch gar niemand gesund zu werden.“ Hier wird argumentiert als fehle den Autisten nur die Kranheitseinsicht, beziehungsweise als würden sie wirksame Hilfe wider bessern Wissens ausschlagen, weil sie sich in ihrer Krankenrolle wohlfühlen.

„Seid ihr auch ganz sicher …?“

Nach kürzerer oder längerer Diskussion wird das gänzlich fehlende Wissen der Anhänger über Autismus deutlich. Die Reaktionen darauf sind meist „Ja, vielleicht ist Autismus ein schlechtes Beispiel, aber …“  „… weiß man wirklich ob alle Formen von Autismus die gleiche Ursache haben.“ „… es geht ja um die Kinder die weder LAUFEN noch TANZEN können und da muß man doch etwas tun!“

Billigend in Kauf nehmen

Ist die Diskussion an dem Punkt angekommen, wo ein Anhänger keine Argumente mehr für eine Wirkung von MMS bei Autismus hat, beruft er sich darauf, dass Eltern aber doch nur das Beste für ihre Kinder wollen und man sie deswegen einfach mal machen lassen soll. Ich interpretiere das so, dass sie wissentlich und billigend in Kauf nehmen, dass Eltern ihre Kinder mit einer unwirksamen Therapie körperlich mißhandeln – solange sie es mit MMS tun.

Zweck-Ableismus

Die Sprache der Anhänger ist extrem ableistisch. Neurodiversität kann und darf es für sie nicht geben. Alles ist krank und muss behandelt werden. Eben mit MMS.

Bedrohen, Aggressivität und Weinerlichkeit

Nicht selten nutzen Anhänger auch bedrohliche Gesten wie Telefonterror, unterschwellig drohende E-Mails oder wie während der Gegendemo beobachtet, auffälliges Abfotografieren der Teilnehmer.

Der Ton gegenüber Kritikern wird schnell aggressiv.

Andere Anhänger werden in der Diskussion aber schnell weinerlich und meinen wir sollten sie doch einfach in Ruhe ihr MMS nehmen lassen. Dass es gar nicht darum geht, erwachsenen Menschen zu verbieten sich selbst auf Raten umzubringen, sondern wehrlose Kinder vor Misshandlung durch Irrglauben zu schützen, dringt nicht bis zu ihnen vor. Sie sehen es als einen Angriff auf ihre Lebensweise und sehen nicht, dass die MMS-Jünger schlicht zu weit gegangen sind.

Mythenglaube

Das Wissen wie sich Bakterien oder Viren im Körper verhalten und wie Krankheiten von Antibiotika und anderen Medikamenten bekämpft werden, ist maximal in homöopathischen Dosen vorhanden. Dieses Unwissen beweist auch der ‚MMS-Entdecker‘ Jim Humble sehr eindrucksvoll in diesem Video des NDR.

MMS wird stets als mildes Mittel bezeichnet, ohne je zur Erkenntnis zu gelangen, dass ein Mittel, dass gegen alle möglichen Krankheiten wirken soll, anstatt eine Krankheit gezielt zu bekämpfen, einer Bazooka entsprechen muß, mit der man auf ein Küken schießt.

Fließender Positionswechsel

Die eigene Position und die Behauptungen wechseln mit den Argumenten der Kritiker fließend. Erklärt ein Kritiker MMS sei ein Oxidativ, wird ein Anhänger behaupten, es sei  natürlich kein Oxidativ. Argumentiert ein Kritiker, das freigesetzte Chlordioxid sei gesundheitsschädlich, behauptet ein Anhänger das Chlor sei ungefährlich im ‚Mineral‘ Natriumchlorit gebunden.

Technobabbel

Manche Anhänger versuchen zu erläutern warum MMS angeblich nur die schädlichen Bakterien, Viren und Substanzen bekämpft, nicht aber die nötige körpereigene Bakterienflora. Das verwendete Techbabbel kann mit Mittelstufenchemie nicht widerlegt werden, hält aber keiner Analyse eines Chemikers stand. Das meiste sind schlicht zusammengewürfelte Fachwörter, die keinen Sinn ergeben. Bakterien, Zellen oder auch MMS werden Eigenschaften zugeschrieben, die sie nicht haben.

Jeder Star Trek Drehbuchautor würde vor Neid erblassen.


 

Nachträge

Herdenmentalität

Auch bei absolut  gegensätzlichen Aussagen zur Wirkweise von MMS widersprechen sich MMS-Anhänger gegenseitig niemals. Sie versuchen auch innerhalb ihrer Zirkel mehr zu verschleiern als aufzuklären. In den Diskussionen wird man Sätze wie „Nein, du hast das falsch verstanden, das Chlor ist nicht gebunden, sondern wird freigesetzt …“ nie lesen.

 Appell ans schlechte Gewissen

Besonders gegenüber Eltern autistischer Kinder, wird an deren schlechtes Gewissen appelliert. Mit Sätzen wie „Wenn ich ein autistisches Kind hätte, dann würde ich doch alles versuchen ob es ihm nicht doch besser geht. Ich würde MMS erst einmal an mir selbst ausprobieren und dann mit einer kleinen Dosis anfangen.“ — Hier wird der Verzicht auf Experimente mit MMS als die eigentliche Vernachlässigung dargestellt und verschleiert was der ‚Ratschlag‘ eigentlich bedeutet: unethische, unkontrollierte Menschenversuche am lebenden Objekt, beziehungsweise dem eigenen Kind, mit einer gefährlichen Chemikalie.

„Belegte“ Heilungen

Gerne zitieren MMS-Anhänger, dass Kalker und/oder Rivera über 150 autistische Kinder „nachweislich“ geheilt hätten, bei denen Autismus durch Schwermetall und/oder Parasiten (meist alles zusammen) ausgelöst worden wäre. Welche Kinder das sein sollen, erfährt man allerdings nicht. Weder Namen, noch Kliniken, noch Hinweise auf belegbare Studien. Bei Nachfrage erhält man meist die Antwort, man solle sich doch die entsprechenden Bücher kaufen, also Geld in die Geldgewinnungsmaschine MMS werfen.

Totschlagargumente

Irgendwann im Verlauf der Diskussion fällt auch den MMS-Jüngern auf, dass ihre ‚Fakten‘ sich widersprechen und ihre Behauptungen nicht belegbar sind. Dann folgen rührende und holperig formulierte  „Mir hat es geholfen, war jahrelang nicht arbeitsfähig und aber jetzt kann ich wieder. Danke MMS“, gefolgt von der Aussage „Wer heilt hat Recht.“

Pharmaverschwörung

Das Gerücht, dass Autismus nicht mit Medikamenten behandelbar sein soll, wird laut MMS-Anhängern vor allem deswegen gestreut, weil die Pharmaindustrie nicht will, dass die Menschheit herausfindet gegen was MMS sonst noch alles hilft. Sounds legit.

Äpfel und Birnen

Um die angebliche Ungefährlichkeit von MMS zu beweisen, vergleichen die Anhänger Äpfel mit Birnen. Da wird die äusserliche Anwendung von Bleichmitteln, Aufhellern und Oxidatien – zum Beispiel beim Haarefärben – mit der Einnahme von MMS verglichen, dem Motto nach „Wenn ihr sowas an eure Haare lasst, kann es im Magen ja nicht schädlicher sein“. Auch, dass Natriumchlorit zur Wasseraufbereitung verwendet wird, muß herhalten. In der Diskussion wird auch immer wieder behauptet, handelsübliche Micropur-Tabletten entsprächen MMS. Das ist nicht korrekt. Micropur Classic entkeimt Wasser mit Hilfe von Silberionen. Micropur Forte setzt zusätzlich zu Silberionen Natriumdichlorisocyanurat (NaDcc) ein.

Dabei wird auch übersehen, dass Wasserentkeimungsmittel nicht für den Alltagsgebrauch gedacht sind, sondern für Extremsituationen in denen verkeimtes Wasser eine größere gesundheitliche Gefahr darstellen würde, als die Einnahme von Chlorverbindungen. Hier findet eine Risikoabwägung statt. Das macht Wasseraufbereitungsmittel noch längst nicht ungefährlich.

Auch die Behauptung, dass Natriumchlorit ohnehin in unserem Trinkwasser enthalten wäre, ist grundlegend falsch. Nach Auskunft der Stadtwerke Karlsruhe wird das Trinkwasser hier in der Gegend lediglich mechanisch, u.a. durch Einleitung reinen Sauerstoffs, gefiltert. Lediglich wenn Probleme mit Verkeimungen auftreten sollten, setzen die Wasserwerke eine Notfallchlorung ein. Die Stadtwerke bestätigten mir, dass dies wahrscheinlich auf die meisten Wasserwerke Deutschlands zutrifft, da bei unseren Durchschnittstemperaturen seltener Probleme mit Wasserverkeimung auftreten als in südlicheren Ländern. Allerdings kann es Ausnahmen geben, wo Wasserversorger aufgrund der Herkunft des Wassers Chlor zusetzen müssen. Die Dosis entspricht jedoch nicht der Menge, die bei der Anwendung von MMS empfohlen wird. Der Grenzwert für die Einbringung von Chlor ins Trinkwasser liegt in Deutschland bei 0,3 Milligramm pro Liter. MMS-Anwender nehmen davon ein Vielfaches zu sich.

Ein kleines Beispiel, um sich besser visualisieren zu können, welch geringe Menge das ist: Eine Tafel Schokolade wiegt 100 Gramm. Wenn man sie in 100 gleiche Teile schneidet, erhält man Stückchen von je einem Gramm. Dieses Stückchen nochmal in 1000 Teile geschnitten, wiegt ein Milligramm. Das ein Tropfen MMS wahrscheinlich mehr als ein Milligramm wiegt, kann sich nun jeder vorstellen. Beispielsweise wiegt ein Tropfen Wasser ca. 34 Milligramm.

Viele deutsche Wasserwerke stellen auf ihren Webseiten Informationen über die aktuelle Belastung des Trinkwassers mit Schadstoffen – unter anderem Chlor – zur Verfügung. Hier die Werte für Karlsruhe.

DAUs, galore

Nicht nur mit Chemie stehen MMS-Anhänger auf Kriegsfuß, sondern auch mit der Technik. Dafür stehen sie Verschwörungstheorien um so näher.

So reicht es bei den meisten durchaus zum Posten auf Facebook, aber nicht mehr zum Verstehen von Blog-Kommentarsystemen. Das der Kommentator seinen eigenen Kommentar durchaus sehen kann, obwohl der noch nicht vom Blogadministrator freigeschaltet wurde, führt sofort zu Verschwörungstheorien wie „Ist ja wie bei der NSA!!!!1!“. Wissen über das Zusammenspiel von Browsercookies und IP-Adressen existiert nicht.

Auch das simple googlen von Namen wird als „Spionage“ betitelt.

Opfermentalität

Recherchiert man ein bisschen nach, ob aktive MMS-Befürwortern denn ihr Einkommen selbst durch Beratung, Esoterik-Buchverkauf oder den Vertrieb von Nahrungsergänzungsmitteln beziehen{{1}}, ist das „fast wie damals bei der Hexenverbrennung“.

Selbst sind sie aber nicht zimperlich, was Telefonterror oder Drohgebärden wie „Pass gut auf dich auf!“ betrifft.

 

[[1]]Meine Stichproben lassen vermuten, dass das bei ca. 90 %, deren Identität ich nachvollziehbar ist (die also keine reinen Astroturfing-Sockenpuppenaccounts sind), zutrifft.[[1]]


38 Comments Beobachtungen aus der Diskussion mit MMS-Anhängern

  1. Zauberkünstlerin Edith

    Obwohl Chemie Pflicht ist, schaffen es Leute zum Abi ohne eine einzige Stunde Chemie in ihrem Leben.

    Ich finde solche Argumentationsweisen extrem beunruhigend (weil nur bedingt logisch). Solche „Argumente“ gibt es sehr häufig im Bereich alternative Medizin und Spiritualität.

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    1. Mela Eckenfels

      Ich denke, sie sind in Chemie durchaus anwesend und schaffen es auch die nötigen Arbeiten mitzuschreiben, in dem sie wiederkäuen was der Lehrer an die Tafel schrieb. Nur fehlt eben das nötige Verstehen um das Gelernte auch in dem Leben nach der Schule anwenden zu können.

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  2. michael

    Zwar schimpfen die MMS-Gläubigen auf die Pharmaindustrie, tatsächlich verdienen sie mit MMS aber sehr viel Geld. Da hängen auch sehr viele Heilpraktiker dran, die mit der „notwendigen Begleitung“ ihr Geld verdienen. Hier geht es durchaus auch um wirtschaftliche Interessen auf dem Rücken schwacher Menschen.
    Die MMS-Gruppe bei Facebook hat über 10.000 Mitglieder und da tauchen eine ganze Reihe von Heilpraktikern, Coaches, Heilern etc. auf. Da kann man sich eine ganze Weile durchklicken und stößt auf die abenteuerlichsten Aussagen.

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  3. Pharmama

    Super geschrieben und wunderbar reflektiert wie das Verhalten der Anhänger solcher Wundermittelchen ist. Das könnte man (mit wenigen Anpassungen) auf eine Menge mehr übertragen.

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  4. Jali

    Ganz toll finde ich ja das Beispiel in dem verlinkten Beitrag, dass die Frau bringt:
    Ihre Mutter habe einen dunklen Fleck auf der Haut gehabt, und nach fünf Tagen Behandlung mit MMS sei der weg gewesen.

    Da fragt man sich doch, was die gute Frau in den Schule gemacht hat. Zugehört jedenfalls nicht.
    Bleiche heißt schließlich *Bleiche* weil sie die Farbe aus Dingen entfernt.
    So aus Stoff, Haaren oder auch Haut.

    *facepalm*

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  6. sima

    Ich oute mich jetzt als absolute nicht Blog-Leserin. Doch heute mußte ich, weil ich mehr lesen wollte.
    Danke Mela! Das ganze Drama MMS super erfasst.

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  7. Jali

    Übrigens: Holger „Holgi“ Klein und Florian Freistetter haben den „Spirit of Heath“ Kongress in der letzten Folge von „WRINT-Wissenschaft“ angesprochen
    (http://www.wrint.de/2014/04/27/wr285-hierarchieproblem/).
    Der Kongress war dort treffenderweise der „Scheiß der Woche“.

    Dein offener Brief wurde auch zitiert. Der „Scheiß der Woche“ kommt immer zum Ende hin, aber es lohnt sich die Sendung ganz zu hören.

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  8. Anita

    Zu dem „regressiven Autismus“, den ich beim besten Willen nicht ergoogeln kann, und der auch häufig nur in Berichten von Eltern erscheint (als „Aussage“ von Ärzten erwähnt) stelle ich mir folgende Frage:

    Wie wird regressiv benutzt?

    Wird hier etwas gleichgesetzt, was nicht gleichgesetzt gehört?

    Was bedeutet regressiv?

    „Regressiver Autismus“ wird ja als Totschlagargument von den MMS-Befürwortern genutzt.

    Aber was sie beschreiben, was regressiv sein soll, ist für meine Begriffe der Vorgang, dass die Kinder beginnen sich abzuschotten, weil sie die Außenwelt nicht mehr ertragen können. In unterschiedlicher Ausprägung und Dauer. sich in ihre Innenwelt zurückziehen und die Eltern oder „Fach“-Leute die Symptome oft vorher nicht erkannt haben oder erkennen wollten.

    Ob das als „regressiv“ Bezeichnete evtl. auch Komorbiditäten zuzuschreiben wäre, wird oft nicht erwähnt.

    Was ich als besonders perfide empfinde, dass viele MMS-Anhänger Autisten gesunden Menschenverstand absprechen.
    Zusätzlich werden sich wehrende Autisten als Gruppe fast schon diffamiert.. Als wären wir nicht in der Lage selbstständige Entscheidungen zu treffen und vor allem fahrlässig, wenn wir uns schützend vor unsere Kinder stellen.

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    1. Jali

      Und in den Kommentaren dazu bramarbasieren die Anhänger schon wieder von der angeblichen Überlegenheit ihres Wundermittels, und der Spiegel sei ja nur Erfüllgungsgehilfe der Pharma-Lobby.
      Mir wird übel.

      Reply
      1. Anita

        Auch fällt mir auf, dass die Kommentatoren, die noch bei Verstand sind, zu wenig darauf achten, dass mit dem Gift Kinder behandelt werden (sollen).

        Auch fehlt mir in dem Bericht, dass man es durchaus als Körperverletzung ansehen kann, wenn man damit Schutzbefohlene behandelt.

        Reply
  10. susi

    Bin irgendwie hier zufällig gelandet. Blogge sonst sehr selten Habe Melas blog gelesen und abends dann wieder zufällig Spiegel TV angesehen. Das Wundermittel könnte ja danchlor sein???? Der Alte Zauberer ist mir sehr suspekt. Muss auf den Wagen seiner Gegner aufspringen….

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    1. Jali

      Naja, nicht ganz. Danchlor enthält als aktive Substanz Natriumhypochlorit (NaClO), MMS enthält in der Chlorkomponente Natriumchlorit (NaClO2).
      Danchlor ist noch eine Runde reaktiver als Natriumchlorit. Es reagiert sehr stark exotherm mit Säuren und Oxidationsmitteln wie Wasserstoffperoxid (weswegen man Danchlor niemals mit anderen Reinigern mischen sollte). Bei der Reaktion entsteht in der Regel giftiges Chlorgas, oder Chlorwasserstoffgas (das im Kontakt mit Wasser ätzende Salzsäure bildet).

      Wegen der großen Hitzeentwicklung hat diese Kombo auch die Angewohnheit gerne mal zu explodieren.

      Natriumchlorit bildet bei der Reaktion mit einer Säure Chlordioxid, dass ebenfalls ätzend ist, und eine sehr stark toxische Wirkung hat. Das ist die angeblich aktive Substanz in MMS. Chlordioxid ist ein gelblich bis rötliches Gas mit stechendem Geruch. Der in Schwimmbädern typische „Chlorgeruch“ ist meist auf Chlordioxid zurückzuführen, weil es dort zum desinfizieren des Wassers und zur Beseitigung des Ammoniums im Wasser verwendet wird (das giftige Ammonium kommt da rein, weil so viele Leute ins Becken lullern).

      In der Tat ist die orale Einnahme von Chlordioxid relativ unproblematisch, weil es in der stark sauren Umgebung des Magens extrem schnell abgebaut wird. Da das Zeug im Magen deaktiviert wird, ist die „reinigende“ Wirkung natürlich Mumpitz. Es führt höchstens zu Übelkeit, oder sogar Erbrechen, weil der Magen übersäuert. In höheren Mengen, und bei regelmäßiger Einnahme ist aber auch die orale Einnahme gefährlich!
      Anders sieht es aus, wenn das Gas eingeatmet wird, dann führt es schon in vergleichsweise geringen Dosen zu Verätzungen der Lunge und der Atemwege. Bereits das einatmen von 19ppm pro Kubikmeter Atemluft soll schon zu Todesfällen geführt haben.

      Ähnlich problematisch sehe ich die Einläufe: Im feuchten und basischen Milieu des Darms wird die oxidierende Wirkung nicht deaktiviert. Die Toxizität ist dabei genauso hoch wie beim Inhalieren. Wer einem Kind damit einen Einlauf verpasst, spielt meiner Meinung nach jedes Mal mit dem Leben des Kindes.

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      1. Mela Eckenfels

        Danke für deine Einschätzung.

        Bei Kindern Erbrechen, Durchfälle und Fieber auszulösen ist alleine schon ein Spiel mit dem Leben des Kindes. Nicht nur, dass Kinder beides sehr quälend empfinden dürften und wenn sie die Verbindung zu den Handlungen der Eltern herstellen können – und das werden sie irgendwann – ist das Urvertrauen dahin. Mit allen psychischen Folgen.

        Erbrechen und Durchfälle sind für Kinder immer gefährlich, weil Kinder schneller dehydrieren als Erwachsene. Wenn dann Eltern auch noch so dämlich sind und bei schweren Durchfällen der „Schulmedizin“ fernbleiben, ist das übel. Auch Fieber ist nicht trivial. Da zählt auch nicht die Behauptung, dass Kinder schnell mal Fieber bekommen. Das ist eben schnell da, aber oft auch schnell wieder weg. Was man von chemikalieninduziertem Fieber eben nicht sagen kann. Das ist vollkommen unsteuerbar und so auf jeden Fall lebensbedrohend.

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        1. Jali

          Wenn man bedenkt, dass die MMS-Anhänger ihre „Therapie“ sogar schon für Kleinkinder empfehlen, ist das besonders bedenklich. Es gilt: Je jünger das Kind, desto schlechter kann es seine Körpertemperatur regulieren, umso gefährlicher ist hohes Fieber.
          Bei Fieber >40°C sollte man ohnehin sofort das nächstgelegene Krankenhaus aufsuchen.

          Je mehr ich mich mit dem Kram befasse, desto mehr denke ich, das eigentliche Wunder an MMS ist, dass hierzulande noch keiner an dem Mist gestorben ist.

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          1. Mela Eckenfels

            Wissen wir es? Werden Eltern, deren Kind gerade an MMS kreppiert ist, dass so zugeben oder ist es nur ein Kind, dass bedauerlicherweise an Dehydration gestorben ist?

  11. Anita

    Heute in der ARD im Mittagsmagazin soll auch über MMS berichtet werden. Ich bin gespannt.

    Reply
  12. Jali

    Naja, wenn in Deutschland ein Kind plötzlich verstirbt gibt das üblicherweise von Amts wegen eine Obduktion. Ich glaube nicht, dass man die Todesursache lange würde geheim halten können.

    Reply
    1. Mela Eckenfels

      Gut, ich weiß nicht, wie das bei Kindern ist. Ich weiß nur, dass häufig, wenn nur eine Leichenbeschau stattfindet, Tötungsdelikte als natürliche Tode durchrutschen.

      Reply
      1. Jali

        Soweit ich weiß, hängt das sehr stark davon ab, wo Du bist.

        Bei in Krankenhäusern verstorbenen kann die Klinikleitung eine Obduktion anordnen, ansonsten muss die Staatsanwaltschaft das machen. In Fällen verstorbener Kinder passiert das auch meist.

        Eine verdachtsunabhängige Obduktionspflicht bei Kindern unter 6 Jahren gibt es nur in Bremen.

        Reply
    2. Anita

      Kommt darauf an. Die Pathologen warnen ja, dass viele Todesfälle als „normale“ Todesursache deklariert werden, weil der Arzt, der dann gerufen wird, oft die Lage nicht komplett erfasst oder falsch einschätzt.

      Die Ausbildung eines Allg. Mediziners ist nicht so darauf ausgerichtet.

      Reply
  13. Anita

    „Äpfel und Birnen“

    Zitat: „Auch die Behauptung, dass Natriumchlorit ohnehin in unserem Trinkwasser enthalten wäre, ist grundlegend falsch. Nach Auskunft der Stadtwerke Karlsruhe wird das Trinkwasser hier in der Gegend lediglich mechanisch, u.a. durch Einleitung reinen Sauerstoffs, gefiltert. Lediglich wenn Probleme mit Verkeimungen auftreten sollten, setzen die Wasserwerke eine Notfallchlorung ein. “

    Hierzu sei noch erwähnt, sollte eine starke Chlorung notwendig sein, dann wird die Trinkwasserbereitstellung auch schon mal eingestellt und anderweitig vorgenommen, Bis die Versorgung wieder optimal gewährleistet wird.

    Wasser, dass einen erkennbaren Geruch nach Chlor aufweist, ist kein Trinkwasser. Und wird von den Wasserwerken so auch nicht deklariert.

    Reply
    1. Jali

      Meines Wissens ist die Chlorung von Trinkwasser in Deutschland grundsätzlich verboten. Wasserwerke dürfen demnach im Regelfall gar kein gechlortes Wasser einspeisen.
      Selbst in Notfällen kann meistens auf mechanische Filter zurückgegriffen werden.

      Soweit ich weiß, wird Trinkwasser in der Regel mit UV-Strahlung oder Ozon desinfiziert.

      In Schwimmbädern wird noch gechlort, die Mengen sind aber ziemlich gering.
      Der „Chlorgeruch“ dort stammt auch von den Abbauprodukten des Chlors (Chloramine), die aus der Verbindung aus Chlor und Harnstoff entstehen. Würde man das Chlor oder Chlordioxid riechen, wären die Grenzwerte längst überschritten und das Bad würde geschlossen.

      Reply
  14. Jali

    Einen habe ich noch zum Thema gefunden:
    Der Video-Blogger Florian Mundt, alias LeFloid, hat sich in seinem Channel „LeNews“ mit dem Thema MMS kritisch befasst: https://www.youtube.com/watch?v=mWWUWBbYyCU&feature=player_detailpage#t=162

    Die Präsentation des ganzen ist natürlich etwas MTV-mäßig, aber ich finde es gut, dass das Thema es auf einen Youtube-Channel schafft, der vorwiegend von jungen Leuten frequentiert wird, und dessen Zielgruppe wohl eher nicht zu den regelmäßigen Zeitungslesern gehört. Immerhin eine dreiviertel-million Nutzer sehen sich den Channel jede Woche an.

    Reply
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  17. unwichtig

    Ich bin hier gerade gelandet, nachdem mich ein mir bisher unbekannter wütender MMS-*Gruppen*-Dämon attackiert hat, hier habe ich alle Erklärungen für diese Phänomen
    finden können, Danke, Danke, Danke!

    Reply

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