Orientierungslos


Stellen wir uns mal so vor, es gäbe da eine Partei. Diese Patei hätte mehrere Parteiorgane, die teils direkt zur Partei gehören, teils unabhängig agieren. Stellen wir uns weiter vor, eines dieser unabhängigen Organe hieße Kompass. Und dann stellen wir uns  vor, dieses Organ plane einen Artikel zum Thema Asperger-Autismus.


Den Artikel schreibt dann ein Mitglied des Redaktionsteams. Bevor das Ganze veröffentlichungsreif ist, lesen es Menschen, die dem Autoren nahelegen, ihn doch mal Personen zu lesen zu geben, die sich damit auskennen. Statt dem Rat nachzukommen, ergänzt der Autor noch ein paar wilde Mutmaßungen über das Fehlen von Emotionen und Empathie bei Autisten.
Im Endprodukt sind falsche Fakten mit wilden Klischees zusammengewürfelt und das alles wird von zeilenweise sinnentleertem Geschwurbel und scheinphilosophischen Betrachtungen wie ’sind wir nicht alle irgendwie Außenseiter?‘ zusammengehalten.
Mittlerweile ist der Artikel lektoriert. Layout und Druck stehen kurz bevor.
Dann endlich zeigt mal jemand den Artikel einem Autisten.

Die Folge: blankes Entsetzen.

Auf den Versuch hin, das Problem der Redaktion bewusst zu machen, reagiert einer der beiden Verantwortlichen im Sinne des Presserechts umgehend:

Keine weiteren Fragen.

P.S. Mir wurde eine Entschuldigung mit der Begründung „Unterstellung“ verweigert und ich solle mein Schlechtgerede beim LVor NRW zurück nehmen. Leider weiß ich weder etwas von einer Unterstellung – ausser der schlichte Hinweis auf die inhaltlichen Fehler des fraglichen Artikel wird als Unterstellung gewertet – noch hatte ich zu irgendeinem Zeitpunkt in dieser Sache Kontakt mit Landesvorständen in NRW. Selbst wenn, wäre eine derartige Beleidigung unter der Gürtellinie weiterhin absolut inakzeptabel.

Und der konsequente Abschluss:

 

P.P.S.

Nicht nur, dass die Reaktionen der Redaktion selbst jeder Beschreibung akzeptablem, sozialen Miteinanders spotten, der Autor nimmt die Kritik nicht ernst und ist Änderungen gegenüber nicht zugänglich.

 

– UPDATE 16.11.2013 11:30 –

Es gibt nun eine Antwort des Autors auf die Kommentare diverser Asperger Autisten zu seinem Werk, die ich einfach mal kommentarlos stehen lasse. Abgesehen vielleicht, von dem kleinen Hinweis, dass man alleine am unterschiedlichen Duktus der einzelnen Passagen hätte bemerken können, dass die Kommentare von mehr als einer Person stammen, selbst wenn man es nicht im Pad betrachtet wo es anhand der unterschiedlichen Färbung offensichtlich wäre. Ausserdem widerspreche ich der Behauptung, mir wäre der Artikel seit September bekannt. Ich wurde über keinen Kanal davon informiert. Nur weil mein Mann die Erstfassung gelesen hat, die sich noch stark von der vorliegenden Fassung unterschied und in der vor allem die uninformierten Aussagen zu Empathie und Emotionen fehlten, bedeutet es nicht, dass dieses Wissen automatisch auf mich übergeht.

– UPDATE 16.11.2013 12:30 –

Und generell so das Gefühl, dass die Redaktion das Problem ernst nimmt. Nicht.

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3 Comments Orientierungslos

  1. Pingback: Pah! Was interessiert mich die Meinung von Betroffenen? | my daily facepalm

    1. Mela Eckenfels

      Ja, entschuldige, dass meine Spock-gleichen Emotionen mit mir durchgehen, wenn ich _mal wieder_ einen Artikel lesen muß, der nicht aufklärt sondern Klischees verstärkt.

      Reply

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