Seit die Diagnosen ADHS oder Asperger Syndrom existieren, poppen immer wieder Ernährungsratschläge auf, die angeblich helfen sollen. Manche Autoren solcher Texte versteigen sich sogar zu der Behauptung, Autismus oder ADHS sei gänzlich ernährungsbedingt.
Ende der 80er Jahre war es in Mode, zu einer phosphatfreien oder phosphatarmen Diät zu raten. Inzwischen ist es wahlweise Gluten, Laktose oder alles zusammen. Das schwammige und eher dem esoterischen Bereich zuzuordnende „Leaky Gut“-Syndrom wird hier auch immer wieder als Auslöser angeführt. Ohne jeden Beleg. Logisch.
Der ‚gesunde Menschenverstand‘ scheint hier eher im Mittelalter festzuhängen, in der jede Krankheit, jede Behinderung eine von Gott auferlegte Strafe für begangenes Unrecht war. Ein Denken, dass sich nahtlos bei vielen esoterischen Strömungen widerfindet, wo Krankheit und Behinderung Folge einer ‚falschen Einstellung‘ oder anderer karmischer Vergehen sind.
Es muß jemand Schuld sein und wenn man bei Asperger und ADHS schon nicht mehr einfach nur die falsche Erziehung anprangern darf, dann wenigstens die falsche Ernährung. Auf dass das ‚richtige Verhalten‘ dann zur Genesung führt.
Auf einer ADHS-Mailingsliste berichtete eine Teilnehmerin, die Ende der 80er Jahre diagnostiziert wurde, wie schlimm es immer für sie war die phosphatfreie Diät einhalten zu müssen. Dass diese Diät sie immer aus dem Leben und Erleben der Anderen ausschloß, weil sie nicht einmal an Feiertagen mit den anderen essen konnte. Immer wurde ein ‚besonderes Stück‘ für sie vorbereitet. Bei jeder Gelegenheit brandmarkte sie das ständige Verbot als anders. Aussenstehend.
Immer öfter frage ich mich, ob die Diäten für Kinder und Jugendliche mit ADHS und Autismus nicht nur eine Form der Bestrafung der Gesellschaft für abweichendes Verhalten sind. Nicht durch Schläge oder psychische Gewalt, sondern durch Entzug der normalen Ernährung und eines Stücks normalem Leben.
Auf das ernährungsgottgefälliges Verhalten das falsche Sein von ihnen nehme.
Meine Frauenärztin(!) meinte auch was von wegen Ernährung und schlug vor dass sie mich da beraten könnte und erwähnte dabei auch Olivenöl (positiv) und Zucker (negativ), ich habe sie nur wegen Wechselwirkungen zwischen Psychopharmaka und hormonellen Verhütungsmitteln gefragt. Ich habe ADS.
Ganz abgesehen davon ob es Diäten gibt die dafür geeignet sind die Hirnchemie bei AS zu beeinflussen oder nicht wäre es allerdings so langsam wünschenswert dass es einfacher gibt eigene Ernährungsvorstellungen zu leben. Sei das nun als Vegetarier, Veganer, Glutenfreier, Laktosefreier, Diabetiker, Purinarmer oder Eiweisreicher Diät.
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Pfeiff einfach drauf. Das hat nicht viel mit Autismus oder ADHS selbst zu tun, aber du hast das schon richtig erkannt: Es ist eine Art zu sagen das man nicht richtig ist. Das betrifft aber nicht nur unsereins mit ADHS oder und Autismus, sondern es betrifft ALLE die nicht einer bestimmten Norm entsprechen oder Krank sind.
Damit wollen die Täter manchmal echt helfen, aber sie wollen nicht glauben, das Krankheiten eine Art Zufall sind, oder verstehen nicht wie kompliziert die Welt und das Leben ist. Darum gehen sie hin und reden über Ernährung anstatt über eine abweichende neurologische Konstitution oder pathologische Neurologische Verdrahtung oder auch bei anderen Fällen von Krankheiten wie schlimmem Übergewicht (das übrigens in vielen extremen Fällen wegen ADHS vorkommt!)
Es ist kompliziert, die Leute verstehen es nicht, die haben Angst vor Krankheit.
Die Ernährungsideologie ist der Strohhalm mit dem die Leute ihre Angst vor dem Krank werden und Schwach werden und dick werden bekämpfen wollen.
Andere verdienen damit ihr Geld, fördern das und wieder andere Glauben daran wie an eine Religion.
Nochmal andere sind böse Leute und wollen so Herrschaft ausüben und lieben es anderen zu befehlen was sie zu essen haben und was nicht. Die sind am schlimmsten finde ich.
Aber glaub mir, die meisten verstehen das alles nicht, die sind zu wenig gebildet und haben zuviel anderes zu tun. Aber im Grunde wollen viele einfach nur helfen und gut sein zu allen.
Leider ist gut gemeint nicht gut gemacht. Das Sprichwort kennst du sicher auch.
Grüße
Es gibt allerdings, wenn ich das leise zu bedenken geben darf, auch Nebenwirkungen vor allem von Lebensmittelzusatzstoffen (Konservierungsstoffe, Farbstoffe), die manchen Menschen nicht bekommen. Mir zum Beispiel.
Bei mir macht das u.a. Stimmungsschwankungen, Unwohlsein, schlechte Laune (SEHR schelchte Laune). Vor allem bei Kindern kann man häufig auch Konzentrationsschwierigkeiten beobachten (wen wundert das, wenn der Körper vollauf damit beschäftigt ist, sich gegen Fremdstoffe zu wehren, die ihm nicht bekommen).
Dann wird gerne mal AD(H)S (fehl)diagnostiziert.
Was dagegen anstünde, wäre eine Ernährungsumstellung, die vor allem solche Zusatzstoffe weg lässt, die uns die Lebensmittelindustrie in ständig steigendem Maße überzuhelfen versucht. Dann ginge es den Betroffenen besser (und sie könnten sich auch konzentrieren).
Was dafür spricht
1. bei der Diagnose von AD(H)S sehr sorgfältig vorzugehen – sowohl im Sinner der wirklich Betroffenen, als auch im Sinne der „Fehldiagnostizierten“ und
2. nicht jeden Ruf nach einer Ernährungsumstellung bei Verhaltensauffälligkeiten rundweg zu verdammen.
Viele Grüße
slyke
Die Studienlage dazu ist eindeutig: Es gibt kaum Basis für diese Behauptungen.
Der Gesetzgeber geht aber im Zweifelsfall für die Sicherheit und weist auf alle möglichen Verdachtsmomente hin, daraus erklären sich diese Daten heute.
Das was da gemacht wurde, waren meistens Fakestudien, die vom Design her maninpulativ waren und der Interpretation nach warscheinlich vorher schon festlagen.
Ein schöner Überblick für alle, die es interessiert bietet sich hier
http://www.zusatzstoffmuseum.de/lexikon-der-zusatzstoffe.html
Ja, das ist der Udo Pollmer, den soviele nicht leiden können, weil er von der Diäthysterie abrät.
Aber er ist Fachmann und das besondere ist eigentlich das er seinen Wissensstand dem Leser anbietet und wirtschaftlich unabhängig ist.
Wenn man weiß, wo diese verdächtigen Farbstoffe überhaupt eingesetzt werden dürfen, dann kann man auch wirklich den Konsum vermeiden ohne zu verzichten.
Grüße
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